Sven Hoffmanns Liquid Hearts
Die Ästhetik des Wassers im Pool ist das wesentliche Wirkungselement dieser Fotoserie von Sven Hoffmann. Sie zeigt die berührende, verführende Ästhetik des Wassers in einem Swimming Pool, die augenblicklich beim Betrachter den Wunsch weckt, in das kühle Nass einzutauchen, abzutauchen in eine andere Welt, die von unzähligen Freibad-Besuchen bekannt scheint und doch fremd ist, die Assoziationen weckt und mit Gedankenbildern spielt. Hoffmann deckt diese auf und gibt diesen Bildern künstlerischen Ausdruck. Es ist die durchbrochene Gradlinigkeit oder das geordnete Chaos im Herzschlagrhythmus von Liebe und Leidenschaft, Eros und Erotik, Jugend und Ewigkeit. Es sind Liquid Hearts.
Die älteste Darstellung eines Schwimmers findet sich auf einem Siegelzylinder aus der ägyptischen Negadezeit – 4000 bis 5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Die ältesten archäologischen Funde eines Hallenbades aus Mohenjo-Daro, einer am Unterlauf des Indus gelegenen Stadt, datieren bereits aus dem Jahr 2500 vor Christus. Von diesen Daten beginnend zieht sich das Bad durch die Kunstgeschichte – wird der Zuber zur Wanne zum Pool. Immer ist es positiv besetzt: Im Mittelalter verspricht der Jungbrunnen ewige Jugend nach einem Bad im Bad. In der frühen Neuzeit erlauben Badeszene erste verschämte Darstellungen von überschäumenden Lebensfreuden. Im zwanzigsten Jahrhundert schließlich dient der Pool zur Inszenierung von nahezu tabuloser Schönheit. Während das Bad seine Aufmerksamkeit genoss, setzen sich nur wenige Künstlerinnen und Künstler mit dem Schwimmbad auseinander – dem Swimming Pool als Liquid Heart. Als Gefäß für Sinn und Sinnlichkeit.
Der Swimming Pool in der Kunst
„Ich mag gerne in blauen Swimming Pools im sonnigen Hollywood schwimmen“, sagte der amerikanische Maler David Hockney 1970 in einem Gespräch mit Mark Glazebrook. „In all meinen Swimming Pool-Bildern ist das Wasser auf ganz verschiedene Weise gemalt. Manchmal habe ich es sehr formal gemacht, dann wieder naturalistischer, je nachdem, wie das Licht auf ihm tanzt. Finden Sie nicht auch, dass die Bilder über Wasser eigentlich Bilder über Bewegung sind?“ Kaliforniens Wohlstand, Lebensstil und Klima faszinierten den jungen Hockney so sehr, dass ihm das private Schwimmbad geradezu als Synonym für den amerikanischen Way of Life erschien. Seine großformatigen Bilder stellen die Lichtreflexe auf dem leicht bewegten Wasser der Pools dar. Gleichzeitig zeigte er unverblümt Akte. Männliche Akte.
Der Swimming Pool im Film
Eine Liebe am Pool. Am Sommer in Saint-Tropez. Marianne und Jean-Paul wollen frisch verliebt die Tage genießen in einem traumhaften Haus mit Blick auf die Côte d’Azur, in der flirrenden Hitze Südfrankreichs, an Tagen wie diesen. Es ist das leichte Nichts. Bis Jean-Pauls alter Freund Harry unerwartet auftaucht, der zuvor Mariannes Geliebter war, bis sie Paul kennenlernte. Harry wird von seiner attraktiven Tochter Pénélope begleitet. Es beginnt eine Amour Fou, ein Wechselspiel der Gefühle, der Erotik, von wahrer und von verletzter Liebe, von Enttäuschung und Hoffnung. Sie mündet tragisch im Streit der beiden Männer, an dessen Ende Harry tot im Pool liegt.
Jacques Derays Film aus dem Jahr 1969 inszeniert sich um die erotische Ausstrahlung von Romy Schneider und setzt auf die wahre, heftige, verletzende und verzeihende Liebe zu ihrem Schauspiel-Kollegen Alain Delon in der Rolle des Jean-Paul. Wenn auch zunächst von der Kritik nicht überheblich geliebt, wird „Swimming Pool“ in den Jahren zum Klassiker werden. Dreiunddreißig Jahre später ist es wieder ein Franzose, der dem Pool ein filmisches Denkmal setzt: François Ozon inszeniert Charlotte Rampling und Ludivine Sagnier.
Und wieder geschieht ein Mord. Und wieder treibt eine Leiche im Pool. Und wieder geht es um Erotik, um Sehnsüchte, Wünsche und Imaginationen, um die Vorstellungswelt an einem kühlen Swimming Pool in der Hitze des Nachmittags. Der Pool wird zum Ort der Katharsis und als Vexierbild stiller Begierden und heimlicher Leidenschaften.
Der Swimming Pool als Genuss
„Leichtmatrose“, „Schwermatrose“, „Tiefseetaucher“ – am bekanntesten aber ist der „Swimming Pool“, ein Colada-Cocktail, der vom Münchner Barkeeper Charles Schumann 1979 kreiert wurde. Je zwei Zentiliter süße Sahne und Kokosnusscreme werden mit ebenfalls je zwei Zentiliter weißem Rum und Wodka sowie sechs Zentiliter Ananassaft und zerstoßenem Eis im Shaker kräftig geschüttelt. Anschließend wird der Drink in ein großes Becherglas auf zerstoßenes Eis abgeseiht, dann ein Zentiliter Blue Curacao darüber gleiten lassen, der dem Drink seine türkisblaue Farbe gibt. Garniert wird der Cocktail mit einer Stielkirsche und Ananas.